Was hat das mit Wachtberg zu tun?
In den USA wird es seit langem praktiziert: Industriell hergestellte Bienen werden mit LKW von Einsatzort zu Einsatzort gekarrt, denn in der Natur fehlen die Bienen als Bestäuber schon lange. Kürzlich ist einer dieser LKW verunglückt, Behörden warnten die Bevölkerung der Region vor 250 Mio. freigesetzter Bienen. Und wer kennt sie nicht – die Bilder aus China, wo Menschen Obstbäume per Hand bestäuben. Aber das ist ja weit weg – damit haben wir in Wachtberg doch nichts zu tun – oder?
Leider doch. Auch hier herrscht Mangel an natürlichen Bestäubern. Wachtberger Landwirte setzen z. B. auf Zucht-Hummeln, damit die Kirschernte stimmt.
Zerstörung von Lebensräumen führt dazu, dass Insekten ihre Nist- und Nahrungsgebiete verlieren. Pestizide schädigen auch nützliche Insekten wie Bienen und Schmetterlinge. Extremwetter und Temperaturveränderungen können Lebensräume und Nahrungsquellen gefährden. Intensive Landwirtschaft verringert die Vielfalt der Pflanzen und damit auch die Nahrungsgrundlage für Insektenarten. Diese Faktoren verstärken sich gegenseitig, was das Insektensterben weiter beschleunigt.
Es ist daher wichtig, gesunde Ökosysteme zu fördern, um die Bestäuber-Populationen zu unterstützen. In Privatgärten und Landwirtschaft gibt es inzwischen Ansätze, dies verstärkt zu tun.
Genauso relevant ist, dass sich die Gemeinde Wachtberg durch naturnahe Anlage und Pflege von kommunalen Grünflächen und Feldrainen einbringt. Gemeindeeigene Grünflächen bieten ein bisher viel zu wenig beachtetes Potential für artenreiche Hecken und Baumpflanzungen in und um unsere Ortschaften. Arten- und strukturreiche Feldraine sind Rückzugsorte, bieten Nahrung und in stehengelassenen Pflanzenstängeln können Insekten überwintern. Sie fördern die Vernetzung zwischen bestehenden Lebensräumen und so den genetischen Austausch … und wurden bereits 2022 vermessen und in einer Datenbank eingetragen.
Die dafür notwendige technische Ausstattung steht seit langem bereit. Jetzt gilt es, dass sich die Gemeinde an ihre eigenen Regeln zu Mähintervallen, Schnitthöhe und Abräumen des Schnittguts hält und aus den vielen vorliegenden Konzepten mit Bezug zur Biodiversität in zielgerichtetes entschlossenes Tun kommt. Unterstützung bieten dabei u. a. öffentliche Zuschüsse für Personalkosten und Gerät sowie Schulungs- und Beratungsangebote des Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“. Es genügt halt nicht zu wissen, wie es geht – man muss es auch tun.